Ergotherapie und Klettern - geht das zusammen?

post • 12. Dezember 2025
Die Ergotherapie hat ihren Ursprung in der Grundannahme, dass Heilung besser über eine Betätigung erfolgen kann als nur durch die reine Behandlung der Symptome. Mit diesem Wissen im Hintergrund können viele Tätigkeiten als therapeutisches Mittel dienen. Was mich zur Frage in der Überschrift bringt: „Ergotherapie und Klettern, geht das?“ – Ja, das geht und in diesem Blogbeitrag möchte ich euch das genauer erklären

Kurz zu mir: ich bin Julius, Ergotherapeut in Leipzig Lindenau und habe im Oktober 2025 die Fortbildung zum therapeutischen Klettern besucht. Früher habe ich immer nach einem Ausgleich für mich gesucht. Aber Pumpen im Fitnessstudio oder Joggen gehen haben mich nie wirklich angesprochen, weil mir dabei das Ziel gefehlt hat. Beim Klettern/Bouldern ist das anders. Das sehe ich auch an meinen Klienten, seien es Kinder oder Erwachsene, die in den Therapieeinheiten über sich hinauswachsen.


In der Ergotherapie mit Kindern ist oft Konzentration, Aufmerksamkeit und Ausdauer ein Thema. In
der Schule werden diese Fähigkeiten sehr abstrakt geübt. Die meisten Kinder und Jugendlichen, die
mit einem diagnostizierten Defizit in diesem Bereich zu uns in die Ergotherapie kommen, sind im schulischen Kontext entweder über- oder unterfordert. Dadurch schweifen sie mit ihren Gedanken ab. Beim Klettern haben sie keine andere Wahl: hier müssen sie sich konzentrieren, da Gedankenabschweifen zum Misserfolg führt. Dabei wird dann auch gleich geübt, wie man mit solch einem Misserfolg umgeht. Gebe ich auf oder probiere ich es noch einmal? Die meisten Kinder versuchen es nochmal, weil sie der Ehrgeiz gepackt hat.

Oft kommen beim therapeutischen Klettern die vorgegebenen Routen in den Kletter-/Boulderhallen zum Einsatz. Diese bieten sehr großes Lernpotenzial für die Fähigkeit sich selbst zu strukturieren und seine Handlungen sinnvoll zu planen. Und sie wecken den Ehrgeiz, da die Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden versehen sind. Und wenn man dann einen neuen  Schwierigkeitsgrad geschafft hat, steigert das zusätzlich noch das Selbstbewusstsein und sorgt für ein positives Selbstbild.

In Gruppentherapien oder Parallelbehandlungen wird zusätzlich die soziale Interaktion und die
Teamfähigkeit gestärkt.


Wie bereits geschrieben, profitieren aber auch Erwachsene von einer Klettertherapie. Viele
entwickeln im Laufe ihres Lebens eine Höhenangst. Jedoch anders als bei anderen Tätigkeiten, ist
man der Höhe beim Klettern nicht hilflos ausgeliefert, sondern kann diese aktiv beeinflussen, indem
man seine Höhe/Position verändert. Diese Erkenntnis lässt sich dann meist auf andere
Lebensbereiche oder Ängste ummünzen. Weiterhin zeigt hierbei therapeutisches Klettern gleichzeitig
auf, dass jede Situation einen Ausweg hat. So sind viele Menschen schon die selben Routen
geklettert, es benötigt jedoch Übung um auch selbst an dieses Ziel zu gelangen, an dem andere schon
vor mir waren. Wer schon einmal Klettern oder Bouldern war, kann auch betätigen, dass nach so
einer Erfahrung man nicht nur mit einem veränderten Gemütszustand die Halle verlässt, sondern
auch mit einem anderen Körpergefühl. Man nimmt sich und seinen Körper viel intensiver wahr und
man hat Schmerzen an Stellen, die man sonst im Alltag weniger wahrnimmt. Mit der Zeit und Übung
stellen sich auch sichtbare Erfolge im Kletterprozess ein, da durch die gestärkte Körperwahrnehmung
auch eine bessere Koordination möglich ist. Die Körpergrenzen werden viel besser wahrgenommen.


Und auch im Bereich der Rehabilitation von Brüchen oder ähnlichen Verletzungen kann das therapeutische Klettern auch angewendet werden. So können Menschen wieder lernen ihrem Körper zu vertrauen und die Muskulatur an der betroffenen Stelle zu stärken. Bei neurologischen Krankheitsbildern können Wahrnehmungsstörungen auftreten. So kann beispielsweise das Gleichgewicht beeinträchtigt sein. Menschen mit solchen Herausforderungen können an der Kletterwand ihre Tiefensensibilität, Balance und Koordination schulen, um dadurch später mit verbesserten Gleichgewicht durch den Alltag zu gehen. Weiterhin wird durch das Greifen der verschiedenen Griffe neben der Muskelkraft auch die feinmotorische Koordination trainiert.


Ihr seht, mit dem therapeutischen Klettern lassen sich viele Fähigkeiten trainieren und ausbilden.
Deswegen bin ich froh sagen zu können, dass wir – neben den Kletterwänden in unseren beiden
Ergotherapiepraxen in Leipzig Lindenau – eine Kooperation mit der Boulderhalle „ONYX“ in Leipzig
Leutzsch eingegangen sind. Dadurch bekommen unsere Klienten während der Therapiestunde in
dieser Halle vergünstigten Eintritt.

Bei weiteren Fragen rund um das Thema therapeutisches Klettern kommt gerne auf mich und meine Kollegin Stefanie zu, wir beantworten euch diese sehr gerne. Ansonsten verbleibt mir nur noch zu sagen:



Wir sehen uns oben!

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